Wand- und Decken-Untergründe

„Ein Anstrich kann nur so gut werden, wie es der Untergrund zulässt“ – eine einfache Regel, die jedem Profi-Maler bekannt ist. Ein technisch sauberes und optisch überzeugendes Ergebnis lässt sich nämlich nur dann erzielen, wenn der Untergrund optimal vorbereitet wird. Um eine bestmögliche Vorbehandlung zu garantiert, muss der Untergrund zunächst analysiert werden – sowohl hinsichtlich der Art als auch der Beschaffenheit.

Eine erste grobe Unterteilung: Anorganische vs. organische Untergründe

Mögliche Untergründe für Wand- und Deckenbeschichtungen gibt es viele. Ganz grob lassen sich diese in die Kategorien „Anorganisch“ und „Organisch“ unterteilen. Zu den organischen Untergrundarten zählen beispielsweise Hölzer und Holzwerkstoffe sowie Textilien, Papier / Tapeten und Kunststoffe. Zu den anorganischen Untergründen sind im Wand- und Deckenbereich insbesondere die mineralischen Untergründe (z.B. Beton und Porenbeton, Putze, Ziegel- und Naturstein, Faserzement und Kalksandstein) von Belang.

Man kann die mineralischen Untergründe übrigens noch weiter unterteilen – nämlich in die Kategorien „neu“, „alt und unbeschichtet“ und „alt und beschichtet“. Bei der letztgenannten Gruppe unterscheidet man weiterhin dahingehend, ob es sich um einen tragfähigen Untergrund handelt oder nicht.

 

Beton, Putze, Tapeten und Co. – Die verschiedenen Untergrundarten im Überblick

Beton

Wände aus Normal- oder Leichtbeton zeichnen sich durch eine hohe Tragfähigkeit aus. Da sie deshalb besonders schlank sind, ermöglichen Sie bei gleicher bebauter Grundfläche deutlich mehr Nutzfläche. Des Weiteren bietet Beton ausgezeichnete bauphysiologische Eigenschaften im Hinblick auf den Schall- und Wärmeschutz.

Eine ruhige Wohnung sorgt für Lebensqualität, und für genau diese Qualität können Wände aus Beton sorgen. Als schwerer und massiver Baustoff besitzt Beton nämlich eine sehr hohe Rohdichte, die für eine zuverlässige Dämmung gegen Luftschall sorgt und die Geräuschkulisse in der Wohnung so auf ein Minimum reduziert. Die große Masse einer Betonwand schützt den Wohnraum nicht nur effektiv vor Lärm, sondern sorgt gleichzeitig für ein ausgeglichenes und angenehmes Raumklima – eine Eigenschaft, die insbesondere in den heißen Sommermonaten äußerst wertvoll ist.

Putze

Innenputze erfreuen sich großer Beliebtheit – bieten Sie doch eine hervorragende Ergänzung oder Ersatz für andere Wandbeschichtungen wie Tapeten. Der Gipsputz ist der am häufigsten verwendete Innenputz. Und das aus gutem Grund, denn das feine Material zeichnet sich durch glatte und gut zu gestaltende Strukturen aus. Auch aus baubiologischer Sicht kann Gips überzeugen. Mit seiner trockenen und warmen Oberfläche sorgt Gips nämlich für ein besonders reizfreies Innenklima. Als Untergrund erweisen sich Gipsputze als äußerst vielseitig, denn neben allen Arten von Anstrichen können auch Tapeten auf den Gipsputz aufgetragen werden.

Zu den häufigsten Allergiequellen im Wohnraum zählen Schimmelpilze. Um die Schimmelbildung von vornherein zu verhindern, verwendet man zur Wandgestaltung inzwischen gerne die sogenannten Kalkputze. Die mineralischen Putze nehmen überschüssige Luftfeuchtigkeit auf und geben sie bei Bedarf wieder ab. Auf diese Weise regulieren sie das Raumklima. Schon allein durch diese Eigenschaft beugen Kalkputze der Entstehung von Schimmel effektiv vor – die zur Schimmelbildung erforderliche hohe Luftfeuchtigkeit wird nämlich gar nicht erreicht. Darüber hinaus ist Kalk hoch alkalisch und ist somit nicht der pH-neutrale Nährboden, den Schimmelpilze benötigen.

Auch der Lehmputz wirkt feuchtigkeitsregulierend. Als Baustoff wird Lehm schon seit Jahrhunderten benutzt und auch heutzutage findet er als Wandputz häufig und gerne Verwendung. Der Lehmputz ist deutlich weicher als Kalk- oder Gipsputz und kann rau oder glatt verarbeitet werden. Lehm ist besonders leicht gestaltbar und kann deshalb auch sehr kreativ strukturiert werden.

Gipskarton

Ein Kern aus Gips und ein Mantel aus Kartonage – das ist Gipskarton, der im Trockenbau häufig Anwendung findet. Gipskartonplatten sind übrigens auch unter der Bezeichnung „Rigipsplatten“ bekannt. Dieser Name geht auf das Unternehmen „Rigips“ zurück, das am Standort Bodenwerder seit 1948 Gipskartonplatten produziert.

Ihre Stabilität verdankt die Gipskartonplatte dem Mantel aus Karton. Einen stabilisierenden Effekt erzielen auch die Zellulosefasern, die in den Gips im Inneren der Platte gemischt sind. Gipskartonplatten sind recht einfach zu verarbeiten und können auf die gewünschte Größe einfach zurechtgeschnitten werden. Im Trockenbau setzt man Gipskartonplatten beispielsweise für nicht tragende Innenwände ein. Hierzu werden die Platten an ein Ständerwerk aus Metall oder Holz montiert.

Herkömmliche Gipskartonplatten eignen sich nicht für Feuchträume und den Brandschutz und weisen nur begrenzten Schallschutz auf. Mittlerweile sind allerdings auch Varianten erhältlich, die die Gipskartonplatten hinsichtlich dieser Eigenschaften deutlich verbessern. So gibt es spezielle Gipskarton-Feuerschutzplatten sowie Platten, die derart gelocht sind, dass sie dem Brandschutz dienen. Außerdem gibt es imprägnierte Gipskartonplatten, die sich auch für Feuchträume wie das Badezimmer eignen.

Üblicherweise sind Gipskartonplatten 9,5, 12,5, 15 oder 18 Millimeter dick. Breit sind sie 600 oder 1250 Millimeter. Ihre Länge beträgt zwischen 2000 und 4000 Millimetern. Pro Quadratmeter wiegen Gipskartonplaten zwischen acht und zwanzig Kilogramm.

Edelputze

Edelputze zeichnen sich dadurch aus, dass sie als Bindemittel eine Kalk-Zementmischung oder Kalk enthalten. Der mineralische Werk-Trockenmörtel eignet sich für die Beschichtung von sowohl Außenfassaden als auch von Wänden im Wohnbereich. Geliefert werden Edelputze im Allgemeinen als Sackware. Vor dem Gebrauch müssen sie nur noch mit Wasser angemischt werden. Dass man Edelputze gerne zur Gestaltung von Fassaden einsetzt, hat einen einfachen Grund: Sie reagieren nämlich auf Wettereinflüsse wie Niederschläge und Wind recht unempfindlich und bleichen auch bei intensiver, direkter Sonneneinstrahlung nicht aus.

Den Zusatz „Edel“ verdankt der Edelputz seiner besonders brillanten Optik. Es gibt die Edelputze nicht nur im klassischen Weiß, sondern auch in zahlreichen anderen Farben, die bisweilen auch recht knallig wirken. Die verwendeten Farbpigmente sind in der Regel mineralischen Ursprungs, was den Edelputzen ein hohes Maß an Natürlichkeit verleiht. Auch glitzernde Mineralkörnungen wie Feldspat, Kalkspat oder Glimmer können in den Produkten enthalten sein. Derartige Zusätze sorgen für außergewöhnliche und interessante Lichtreflektionen und Effekte.

Obwohl vor allem Edelputze in knalligen Farben bisweilen etwas künstlich wirken, sind sie stets zu 100 Prozent mineralischen Ursprungs. Der enthaltene Kalk wirkt nämlich feuchtigkeitsregulierend und erhöht auf diese Weise die Wohngesundheit.

Tapeten – Rauhfaser-, Präge- und Relieftapeten aus Papier

Die Tapete ist aus den eigenen vier Wänden heute kaum noch wegzudenken – vermittelt sie doch eine Atmosphäre der Wärme und Behaglichkeit. Außerdem lässt sich mit einer Tapete die Wohnung besonders einfach ganz individuell gestalten. Ihren Ursprung haben Tapeten im Orient. Dort begann man schon früh, die Wände mit großen Teppichen zu schmücken. Die ersten richtigen Tapezierversuche wurden im 15. Jahrhundert durchgeführt. Für die Tapete verwendete man oftmals die Rückseite von ausgemusterten Dokumenten. Wurden Tapeten zunächst noch aufwändig von Hand gefertigt, so änderte sich dies im 18. Jahrhundert. Im Jahr 1789 entstand nämlich in Kassel die erste große Tapetendruckerei. Dennoch blieb die Tapete bis ins 20. Jahrhundert hinein ein Luxusgut, und erst mit dem Wirtschaftswunder der 1960er Jahre setzte sich die Tapete als Form der Wandgestaltung durch.

Mittlerweile gibt es zahlreiche verschiedene Tapetenarten. Die Mustertapete wird aus Zellulose hergestellt und ist mit einem individuellen Aufdruck versehen. Am häufigsten die Raufasertapete zum Einsatz. Diese besteht aus Altpapier, Zellstoff und Holzspänen. Die Vliestapete ist eine besonders hochwertige Tapetenart. Die Vliestapete ist aus einem atmungsaktiven Zellstoff-Textilfaser-Gemisch gefertigt – eine Eigenschaft, die sie besonders sowohl leicht anzubringen als auch besonders strapazierfähig macht. Eine Struktur zeichnet die sogenannte Prägetapete aus. Bei dieser Tapetenart werden mit einer Walze mehrere Papierlagen durch Prägen zusammengefügt. Trotz der Struktur kann die Prägetapete problemlos mit einer Lasur oder einer Farbe überstrichen werden.

Wandfarben

Die sogenannten Dispersionsfarben setzt man besonders häufig zur Gestaltung von Wänden und Decken im Wohnbereich ein. Dispersionsfarben sind wasserbasiert und ermöglichen einen glatten und gleichmäßigen Auftrag. Sie besitzen eine gute Deckkraft und sorgen für ein sehr beständiges Ergebnis – insbesondere dann, wenn ein hoher Anteil an Bindemitteln enthalten ist. Dispersionsfarben besitzen weiterhin den Vorteil, dass sie schnell trocknen und kaum riechen. Außerdem lassen sie sich mit einer Abtönfarbe ganz nach Wunsch einfärben.

Einer zunehmenden Beliebtheit erfreuen sich die Strukturfarben. Diese Farben sind mit kleinen Kügelchen oder Sandkörnern angereichert, die der Wandoberfläche eine Struktur oder ein Muster geben.

Neben den wasserbasierten Dispersionsfarben können auch Lasuren zur farbigen Wandgestaltung verwendet werden. Wandlasuren sorgen für einen transparenten Anstrich. Setzt man beim Auftragen eine spezielle Technik, wie beispielsweise die Schwamm- oder Wischtechnik ein, lassen sich mit Lasuren Räume besonders kreativ gestalten.

Wer stark beanspruchte Wandflächen streichen will, kann sich für eine Latexfarbe entscheiden. Latexfarben sind äußerst strapazierfähig und zudem abweisend gegenüber Wasser. Flecken lassen sich somit einfach mit Wasser und einem Reinigungsmittel entfernen.

Eine natürliche Alternative zur Wandgestaltung bieten die Kalk- und Silikatfarben. Kalkanstriche bestehen aus mineralischen Farb- und Bindemitteln, die in Wasser gelöst werden. Das Ergebnis ist ein matter, warmer Anstrich, der den Wänden ein besonders natürlich wirkendes Aussehen verleiht. Bei Silikatfarben setzt man als Bindemittel Kaliwasserglas ein, was die Farbe UV-beständig und witterungsresistent macht. Da der Anstrich gleichzeitig diffusionsoffen ist, setzt man Silikatfarben gerne in Feuchträumen wie Küche und Bad ein.